• Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung
  • Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung
  • Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung
  • Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung
  • Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung
  • Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung
  • Angelika Höger, Das Gestell, Atelier D, Ausstellung

Das Gestell, 2017
Rauminstallation

Temporäre Ordnung im Rührgerät-Archiv
In Bewegungsbereitschaft: Angelika Höger zeigt im atelier D ihre Rauminstallation "Das Gestell"
VON ANTJE DOßMANN
Bielefeld. Schneebesen, Knethaken, Quirle so weit das Auge reicht. Wer in den nächsten Wochen das von der Modedesignerin Suncana Dulic geleitete atelier D betritt, wird in einen küchenkinetischen Strudel gezogen wie eine Backzutat in den Kuchenteig und erfährt dabei einiges über den Zauber und die Gesetzmäßigkeiten der Bewegung. Denn mit Angelika Höger hat eine bildende Künstlerin mit ausgeprägter Rührgerät-Leidenschaft die Ladengalerie in Beschlag genommen - eine im Übrigen "ausdrücklich erwünschte Okkupation", wie Suncana Dulic betont. Was Angelika Höger dermaßen an den Chromteilen fasziniert, dass sie secondhand mittlerweile an die 1500 Objekte gesammelt und jedes einzelne Stück in einer "haptischen Skizze" auch zu Papier gebracht hat, macht ihre Rauminstallation sinnlich erfahrbar. Mehrere Aspekte fallen ins Auge, stiften Zusammenhänge und lösen Kaskaden von Assoziationen und auch Erinnerungen aus. Wenn man sich etwas Zeit für die detailreiche Installation nimmt, die als Ganzes ihre Arme ausfächert wie einer der aufgestellten rudimentären Sonnenschirmgestelle, dann wird man in allen Ecken etwas finden, das mit den archetypischen Formen von Spirale und Stern spielt. So korrespondiert der bohrende Knethaken mit der organischen Schneckenlinie, die als Kurve um einen Punkt oder eine Achse verläuft und sich je nach Perspektive des Betrachtenden von diesem entfernt oder annähert. Während die erwähnten Sonnenschirmgestelle sternförmigen Blütenkränzen, Samen oder Spinnen ähneln. Ohne ihre textile Bespannung wirken sie wie gehäutet, skelettiert und lassen die kraftvolle Bewegung des Sturms, der vorbeigezogen sein muss, deutlich erahnen. Innerhalb der Installation dienen sie als formales Bindeglied zwischen den Knethaken und den Wäscheständern, an denen diese zur Ruhe verdonnert hängen. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die auf den ersten Blick identisch wirkenden Haken Unterscheidungsmerkmale aufweisen. Die Farbe der Griffe gehört dazu. Angelika Höger hat die Kneter, die in den weichen Teig nach demselben Prinzip dringen wie Bohrköpfe in harte Wände, entsprechend sortiert und auf diese Weise eine temporäre Ordnung in ihrem Rührgerät-Archiv hergestellt. Während sich in dieser Systematisierungsmaßnahme das Bedürfnis nach einer klaren Struktur ablesen lässt, verweisen die elektrisch angetriebenen kinetischen Objekte in einer anderen Raumecke auf die Fehlerhaftigkeit und Unberechenbarkeit des Lebens. Aber so verspielt, verschraubt und verschrobenen, wie Angelika Höger mit diesem Thema in ihren im besten Sinne kindlichen Gebilden, die kreisen und klackern, zockeln und zittern, umgeht, nimmt sie ihm die Schwere. Was eine Wohltat ist.
Vernissage, 18.02 .2017 um 16 Uhr mit einer Einführung von Gereon Inger.
Finissage, 01.04.2017 um 16 Uhr mit Performance
Ausstellungsort: atelier D in der Rohrteichstraße 30.
Öffnungszeiten: di-fr: 10-13 und 15-18 Uhr, sa: 10:30-15 Uhr.
vom 18.02.2017-01.04.2017.