Institut für pulsare Phoneidoskopie

Wo Farben klingen, Klänge sich materialisieren und Materialien sich zur eigenen Skulptur formen, forscht das Institut für pulsare Phoneidoskopie. Lucie Marsmann und Angelika Höger, die Gründerinnen des Instituts, untersuchen in Ihren Versuchsaufbauten das Pulsieren zwischen Sound und Bewegung. Beobachten ist für sie die Grundlage von Erkennen. Sie experimentieren ganz unmittelbar und direkt mit synästhetischen Phänomenen und zeichnen sie auf.

Marsmann und Höger gründen ihre Arbeiten auf synästhetische Forschungsansätze, die im ausgehenden 19ten Jahrhundert unvermittelt und unverstellt Erfahrungen in Experimenten erkundeten. Zu ihnen zählen etwa Sedley Taylor (Erfinder des Phoneidoskops) oder Philipp Reis (Erfinder des Kontaktmikrophons und Wegbereiter des Telefons). Das unmittelbare Leben war für sie Quelle des Erkennens. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht das Institut für pulsare Phoneidoskopie die neusten Ergebnisse seiner Feldforschungen. Hier ist die Kunst zu einem Exil für alle Arten einer zweckfreien Erforschung der Welt geworden.

Die Künstlerinnen dokumentieren ihre Versuchsanordnungen während ihrer Arbeit auf Video. Allerdings erfasst das rein Dokumentarische immer nur teilweise (in Bruchstücken) eine ganzheitliche ästhetische Qualität. Sie produzieren auf Basis ihrer Videos audiovisuelle Projektionen, die sich gleichsam zu einem ästhetischen Destillat kondensieren. Erst so und in der Verdichtung, der Transformation, die gewissermaßen wie Übermalungen den Kern von Gestalt und Bewegung erfassen, lassen sich die Erfahrungen darstellen. Aus Bruchstücken formen sie ein neues Ganzes. Das gestalterische Eingreifen der Künstlerinnen in einem dialogischen Prozess sucht dabei stets nach jenen Details, die sinnliche Erfahrungen auslösen und uns als Betrachter gleichsam in die Situation hineinziehen, einbeziehen. Denn das Wesen der Dinge, ihre Phänomene und wenn man so will ihr Eigenleben ist stets jenseits ihrer Oberflächen zu finden. Das Material für solche Versuchsanordnungen findet sich im Alltag – oder auch im Spielzeugladen: Maisstärke, Stoffe, Zauberknete …

Die Präsentation der so entstandenen Videoarbeiten als Raumprojektionen installieren die Künstlerinnen jeweils ganz bewusst in den situativen Kontext ihrer Darstellung, ihrer Ausstellung. Diesen Kontext bilden Raum, Zeit und die Gesamtheit gezeigter Exponate. Je nach Situation schaffen die beiden Künstlerinnen, die sich als Forscherinnen verstehen, auch Installationen, die immer unmittelbar aus der Raumsituation entstehen und ebenso unmittelbar in die Raumsituation wieder einwirken.