Quirle

Inzwischen hat Angelika Höger über 1400 Quirle auf ihre ganz besondere Art und Weise gezeichnet: Zunächst nimmt sie einen Quirl und tastet ihn mit einer Hand ab, während die andere Hand die gefühlten Formen auf ein Stück Kohlepapier Überträgt, und so auf dem darunter liegenden weißen Papier den Quirl als durch Högers Gefühlsapparat gefiltertes Objekt zeichnet. Sie versucht also, jeden einzelnen Quirl nicht nur zu ertasten sondern im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Der Quirl und die Zeichnung werden anschließend mit Datum und Nummern versehen, also archiviert und katalogisiert, sodass jederzeit im unübersehbaren Quirlchaos klar ist, welcher Quirl oder Schneebesen wann schon einmal verarbeitet wurde. Mit leichter Hand das Absurde zum Poetischen zu erheben ist die Hauptqualität in Angelika Högers Schaffen.

Die Quirle und Schneebesen funktionieren in ihrer Dynamik sowohl als Spuren eines Prozesses als auch narrativ. Sie erzählen Geschichten von Benutzung, von Bewegung, vom Dasein einer Hausfrau, von der Kraft der Veränderung - und schließlich ihrer Schönheit. Die abstrakte Härte des Strichs, der durch den Fingernagel Högers entstand, konkurriert mit dem figürlichen Schwung des Objekts, das durch den Körper der Künstlerin gefiltert wurde. Zu Gruppen arrangiert thematisieren die Zeichnungen den Prozess, allein gehängt funktionieren sie beinahe als ein Relikt eines »Housewife Engineering«.